Die Sehnsucht nach der Ferne

Die Sehnsucht nach der Ferne

Schon immer hatten mich fremde Kulturen und die unterschiedlichen Religionen der Menschen fasziniert. Am liebsten hätte ich einmal ein Sabbatical in einem indischen Ashram verbracht. So kam ich zu dem Entschluss, vorerst einmal eine Rundreise durch Indien und in das Königreich Bhutan zu buchen, um einige der altehrwürdigen und eindrucksvollen Tempel zu besichtigen und wieder ein wenig zur Ruhe zu finden. In meiner Idealvorstellung  wollte ich hierfür eine Reise mit kundigem Führerin einer  kleinen Gruppe. Bei viamonda wurde ich fündig. Hier konnte ich sogar meine Traumreise individuell aus Vor-, Haupt- und Nachprogramm und vielen Extras und Optionen zusammenstellen und nur mit meiner Freundin, einem Fahrer und Reiseführer zusammen antreten. Und so bastelten wir uns unsere ganz eigene Reise zusammen und buchten sie für Anfang November.

Tag 1: Neu Delhi – Ankunft in einer anderen Welt

An einem Montag war es dann soweit: Wir flogen nach NeuDelhi und wurden am Flughafen von meiner Reiseführerin begrüßt, die uns sogleich zu einem Minivan führte, in dem der Fahrer schon auf uns wartete. Zuerst brachten wir unsere Sachen in das Hotel. Wir hatten uns für das Hotel „The Park New Delhi“ entschieden und sollten es nicht bereuen. Mitten in der Stadt gelegen waren wir mittendrin im Leben. All die fremdartigen Stimmen und Geräusche empfanden wir als sehr aufregend und wir waren voller Vorfreude auf das was noch kommen sollte.. Dann ging es los auf eine Stadttour durch diese aufregende Millionenstadt und am Präsidenten Palast, dem Rashtrapati Baan, wie er auf Hindi genannt wird, vorbei. Auch das India Gate konnten wir vom Minivan aus bewundern. Ziel der kleinen Stadtrundfahrt war jedoch der Khan Market. Hier kaufte ich mir ein Sari Kleid und naschte Jalebi, eine typisch indische Süßigkeit. Für das Abendessen hatten wir 3 Restaurants zur Auswahl und entschieden uns für das „Bukhara“, in dem uns ein erstklassiges 3-Gänge-Menü serviert wurde.

Tag 2: Nepal und Bhutan – Über den Bergen Nepals

Gleich am nächsten Morgen, auf meinem 2-stündigen Flug nach Paro, konnten wir die 8000 Meter hohen Berge Nepals und das Königreich Bhutan bewundern. Am Flughafen angekommen, fuhren wir mit der Reiseführerin zusammen in die Hauptstadt Thimpu zu unserem Hotel. Der Anblick der Stadt, die direkt an dem malerischen Wang Chuu Fluss in einem von Bergen umgebenen Tal liegt, war beeindruckend. Besonders das einstige Kloster „Tashichho Dzong“, welches nun auch Regierungssitz ist, fällt wohl jedem Besucher als Erstes ins Auge. Aber auch vom Buddha-Point, zu dem wir später wanderten, hatten wir eine atemberaubende Aussicht über das ganze Tal. Wieder zurück, übernachteten wir im Hotel Kisa, wo wir für unseren Erkundungseifer mit einem fürstlichen Abendessen belohnt wurden.

Tag 3: Punakha – Das Himalaya-Gebirge und der Palast der Glückseligkeit

Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es über den Dochu-La Pass Richtung Punakha. Die etwa dreistündige Fahrt war einfach unvergesslich. Da wir mit dem Wetter Glück hatten und der Himmel sich langsam aufklärte, konnten wir sogar die Gipfel des Himalaya-Gebirges sehen, die respekteinflößend in den Himmel ragten. Dort angekommen, verstauten wir unser weniges Gepäck nur kurz im Hotel, weil ich den Punakha Dzong besichtigen wollte, den „überaus ehrfurchtgebietenden Dzong Palast der Glückseligkeit“, wie der Palast auf Deutsch heißt. Wieder im Hotel Damchen Resort angekommen, gab es ein leckeres Menü, nach dem wir dann früh ins Bett gingen, um die neu gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten.

Tag 4: Trongsa – Vier Augen gegen den bösen Geist

Am nächsten Morgen fuhren wir ins 135 km entfernte Trongsa. Unterwegs besuchten wir das Chendebji Chorten. Die in einem wunderschönen Tal gelegene Stupa beeindruckt mit ihren 4 Augen. Jedes Auge blickt in eine Himmelsrichtung und soll so Dämonen und böse Geister fernhalten. In Trongsa gab es ein kleines Mittagessen und wir besichtigten die Klosterfestung Trongsa Dzong, in der die königliche Familie ihren Sitz hat.

Bunte Farben, Götterstatuen, die auf uns herabblickten und mehrere Innenhöfe, in denen zahlreiche Affen munter herumturnten, wetteiferten um unsere Aufmerksamkeit.

Diese fremdartige Welt in ihrer ganzen Schönheit hinterließ einen bleibenden Eindruck in mir.

Tag 5 und 6: Bumthang – Das magische Bumthang und die 1000 Buddhas

Rund 4,5 Stunden fuhren wir am nächsten Morgen bis nach Bumthang. Bumthang besteht aus 4 kleinen Tälern und erinnert an ein magisches Land aus alten Mythen und Legenden. Auch in den nächsten Tagen gab es zahlreiche kleine Klöster und atemberaubende Landschaften zu bestaunen. Ein besonderes Erlebnis war das Kloster Tamshing mit seinen Wandmalereien, auf denen über 1000 Buddhas zu sehen sind. Hier leben immer noch Mönche, die sich durch unsere neugierigen Blicke nicht aus der Ruhe bringen ließen.

Tag 7: Atemberaubende Ausblicke im Tal von Gangtey

Nach ca. 6 Stunden Fahrt kamen wir im malerischen Gangtey an. Dem Tal von Gangtey sagt man nacheines der schönsten in Bhutan zu sein. Und wir wurden nicht enttäuscht: Die üppigen, grünen Weiten machten mich sprachlos und in demütiger Bewunderung ließ ich den Ausblick auf mich wirken. Nach dem Mittagessen wartete ein weiteres Highlight auf uns: Das größte Nyingmapa Kloster in Bhutan, das Gangtey Gonpa mit seinen reich verzierten Wänden. 140 Mönche leben an diesem traumhaften Ort noch heute mit ihren Familien. Ich fühlte mich wie magisch von diesem Platz mit  seinen geschichtsträchtigen Wänden angezogen.

Tag 8 und 9: Die Legende des fliegenden Tigers in Paro

Die zwei Tage Aufenthalt in dieser historischen Stadt brachten uns der uralten Geschichte und der heiligen Kultur näher. Mein Highlight hier war jedoch das legendäre Tigernest-Kloster, das ich an Tag 9 besuchen durfte. Das Kloster hat seinen Namen aus einer Legende nach der der Guru Rinpoche auf dem Rücken eines Tigers nach Tibet flog und an dem Ort des heutigen „Nest des Tigers“ meditierte. Direkt an einem Felshang gelegen, stockte mir beim Anblick in die Tiefen der Atem und ich stellte mir vor, wie entspannend es sein musste, an diesem wunderbaren Ort zu meditieren.

Tag 10: Jahrhundertealte Geschichte in Kalkutta

Am 10. Tag kamen wir in Kalkutta an, das heute jedoch Kolkata heißt. Diese lebendige Stadt mit ihren über 15 Millionen Einwohnern hat mich gleich in ihren Bann gezogen. Wir besuchten das Victoria Memorial und das Indische Museum mit seinen teilweise seltsamen Ausstellungsstücken aus aller Welt: Jahrhundertealte Statuen und Schmuckstücke, Mumien und filigrane Handarbeiten entführten mich auf eine Reise durch die Zeit dieses Landes.

Tag 11: Kalkutta – Mutter Teresas Lebenswerk

Dieser Teil der Reise hielt für uns ein ganz besonderes Highlight bereit: Den Besuch im Mutter-Teresa-Haus. Hier soll Mutter Teresa auch ihre Grabstätte haben. Sie ist noch heute als Mutter der Armen bekannt und beliebt und ihr Werk wird von den vielen hier lebenden Ordensschwestern fortgeführt. Ein anschließender Besuch im Waisenhaus Shishu Bhavan zeigte uns, dass es noch mehr Menschen geben müsste, die, wie einst Mutter Teresa, ihr Leben den Armen und Kindern dieser Welt widmen. Wer weiß, vielleicht führt mein Lebensweg mich einmal hierher zurück…

Tag 12 und 13: Delhi – Der Weg zurück

Am Morgen danach flogen wir wieder nach Delhi. Unsere Eindrücke und Erinnerungen wogen mittlerweile weit mehr als unser Gepäck, so sehr hatte uns diese Reise berührt.

Noch ein letztes Mal gab es eine indische Stadt zu erkunden, fremde Gerüche wahrzunehmen und im Hotel traditionelle, kulinarische Genüsse zu speisen. Nach einer letzten Nacht im gleichen Hotel wie bei unserer ersten Nacht gab es ein tolles Frühstück und dann ging es auch schon zum Flughafen.

Nachprogramm: Entspannung am Strand von Marari

Im Anschluss hatten wir noch die Möglichkeit, ein Nachprogramm aus unterschiedlichen Reiseangeboten bzw. Kombinationen wählen zu können. Goa oder Marari standen dabei zur Auswahl. Wir hatten uns im Vorfeld dazu entschieden unsere Reise mit ein paar entspannenden Tagen an den traumhaften Sandstränden von Marari in Südindien ausklingen zu lassen, bevor wir unsere Heimreise antraten. Dass dies die richtige Entscheidung gewesen war, wurde uns spätestens bewusst, als unsere Füße den feinen Sand betraten und wir das blaue Meer erblickten. Ein perfekter Abschlusseiner Reise voller neuer Eindrücke!

Fazit: Abschließende Gedanken

Diese Reise nach Indien und in das Königreich Bhutan haben tiefe Spuren in mir hinterlassen. Gerade das einfache Leben der Menschen und die unberührten Landschaften Bhutans erweckten unbekannte Sehnsüchte in mir. Auf der einen Seite das quirlige, dynamische Neu-Delhi – auf der anderen Seite das mystische, einsame Bhutan mit seinen geheimnisvollen Tälern.

Gerade dieser Kontrast ist es auch, der immer noch in mir nachschwingt. Auf dieser Reise waren die Gegensätze harmonisch vereint. Hermann Hesse, der auch gern in Indien war, schrieb einmal darüber: „Wir sind wohl alle auf der Suche nach dem Unbekannten.“

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